„Eine Sammlung wie im Museum: die ERGO Corporate Collection“

Interview mit dem Kurator Franz-Josef Krebber.

Franz-Josef Krebber ist passionierter Kunstkenner und -liebhaber sowie auch Herr über mehr als 3.100 Kunstwerke. Als Kurator der ERGO Corporate Collection verantwortet er seit vielen Jahren eine Sammlung, die vom Umfang her mehrere Museen füllen könnte. Doch wie ist diese bemerkenswerte Firmensammlung entstanden? Und wie wirken die teils unbezahlbaren Werke auf die Mitarbeiter von ERGO? Wir haben mit Franz-Josef Krebber über seinen spannenden Alltag gesprochen.

ERGO: Herr Krebber, erzählen Sie uns etwas über die Ursprünge der Sammlung!

Franz-Josef Krebber: Der Ursprung der Sammlung reicht zurück ins Jahr 1986. Damals hat die Victoria-Versicherung – eine der Vorgängergesellschaften der heutigen ERGO – eine neue Firmenzentrale in Düsseldorf gebaut. In diesem Zusammenhang entschied man sich dafür, die Gestaltung des Foyers der neuen Firmenzentrale ausschreiben zu lassen. Den Zuschlag erhielt damals der Künstler Gerhard Richter. Er hat dann für das Foyer zwei fantastische großformatige Gemälde geschaffen: Victoria 1 und Victoria 2. Übrigens die größten Auftragsarbeiten, die Gerhard Richter jemals ausgeführt hat. Diese beiden Bilder waren der Grundstock für die heutige Sammlung, die sich neben Düsseldorf auf weitere drei Standorte des Unternehmens in Deutschland verteilt.

ERGO: Wo liegt der Schwerpunkt der Sammlung?

Franz-Josef Krebber: Die damalige Victoria hat etwa 80 Prozent des heutigen Sammlungsbestands eingebracht, sodass der Großteil der Sammlung in Düsseldorf verortet ist.

Der künstlerische Fokus der Sammlung liegt auf der Malerei und hier auf ungegenständlicher Kunst. Und das auch über alle Standorte hinweg. In Düsseldorf hat man sich bei der Auswahl der Werke übrigens an den historischen Wurzeln des Unternehmens Victoria, die in Düsseldorf und Berlin liegen, orientiert. Man hat von den Kunsthochschulen beider Städte nicht nur Werke der unterrichtenden Künstler gekauft – sondern auch die Werke der jeweiligen Schüler. Ein, wie ich finde, sehr schönes Konzept, das sich bis heute wie ein roter Faden durch die Sammlung zieht. Damals wurden zum Beispiel Werke von Fred Thieler, Hann Trier und Ernst Wilhelm Nay erworben, aber auch Stücke von Günther Uecker, Heinz Mack oder Otto Piene. Alle diese Künstler waren Professoren oder Schüler der Kunstakademie in Düsseldorf bzw. der Hochschule für Bildende Künste in Berlin.

ERGO: Hat sich die Entwicklung des Unternehmens, d. h. von den Ursprüngen der Victoria hin zur Gründung der ERGO, auf die Sammlung ausgewirkt?

Franz-Josef Krebber: Als 1997 die vier Unternehmen Victoria, D.A.S., DKV und Hamburg-Mannheimer unter dem neuen Dach ERGO zusammengefasst wurden und in Düsseldorf die Hauptverwaltung um den Neubau des ERGO Turms ergänzt wurde, wollte man sich als Unternehmen internationaler ausrichten. Und dementsprechend auch die Kunst. Werke von zum Beispiel Per Kirkeby, Antoni Tàpies, Jerry Zeniuk, Joseph Beuys und Sol LeWitt kamen hinzu.

Und als es 2010 um die Gestaltung eines Neubaus in Düsseldorf ging, wurden nach dem Konzept „Next Generation“ Künstler gekauft, deren Arbeiten quasi die geistige Fortsetzung der älteren Künstler in der Sammlung waren.

„Die Wirkung von Kunst im Raum, Kunst am Arbeitsplatz, das übt eine ganz eigene Faszination aus.“

Bild

ERGO: Welche Bedeutung hat die Sammlung für die Mitarbeiter?

Franz-Josef Krebber: Die Wirkung von Kunst im Raum, Kunst am Arbeitsplatz, das übt eine ganz eigene Faszination aus. Und Kunst ist ein spannender Teil unserer Unternehmenskultur. Wenn man sieht, wie Kunst auf die Mitarbeiter und auf die Gäste der Häuser wirkt. Wie sie inspiriert und neugierig macht. Wenn man zum Beispiel in München das Foyer der ehemaligen D.A.S.-Hauptverwaltung betritt und man zu zwei Seiten jeweils fünf Etagen nach oben schauen kann und überall Kunst sieht – beeindruckend! Oder in Hamburg, wo es im Foyer und in der Kantine Installationen von Felice Varini, Stephan Huber und Dietmar Tanterl zu sehen gibt. Oder auch in Köln: Da haben wir zwei Gebäude durch einen wunderschönen, unterirdischen Lichttunnel mit einer Arbeit von Brigitte Kowanz verbunden. Und den großen Paukenschlag gibt es dann, wenn man in Köln in der neuen Kantine essen geht und zur Decke schaut. Da hängen riesige Skulpturen von Bogomir Ecker. Da ist die Kunst dann so unmittelbar – wirklich einmalig.

ERGO: Wie bei den meisten Corporate Collections sind auch bei ERGO viele der Werke frei zugänglich in Konferenzräumen und auf Bürofluren zu sehen. Was wird unternommen, um die Werke und deren Wert zu schützen?

Franz-Josef Krebber: Da gibt es natürlich zunächst einmal verschiedene elektronische und manuelle Bildersicherungen. Bei uns geschieht das auf unterschiedliche Art und Weise, sichtbar und unsichtbar – und auch durch zwei große klimatisierte Vitrinen, in denen die beiden großformatigen Gemälde von Gerhard Richter am Standort Düsseldorf präsentiert werden. Ein Großprojekt, das fast anderthalb Jahre Zeit in Anspruch genommen hat und an dem über 30 unterschiedliche Firmen aus dem In- und Ausland beteiligt waren.

Und dann führen wir natürlich regelmäßige Sichtungen und Kontrollen der Werke durch. Ganz wichtig: Dabei prüfen wir auch, ob eine Restaurierung ansteht oder ob ein Bild umgerahmt werden muss. Teilweise stammen die Rahmen nämlich noch aus den 1980er- und 1990er-Jahren – und die tauschen wir dann gegen eine zeitgemäße Rahmung aus. Diese neuen Rahmungen haben auch eine schützende Wirkung für die jeweiligen Bilder, weil wir z. B. säurefreie Materialien für die Rahmung nutzen und Museumsglas mit UV-Schutz verwendet wird. Das war zu früheren Zeiten noch nicht üblich, sodass man heute mit einer neuen Rahmung Bilder besser konservatorisch schützt – und gleichzeitig optisch aufwertet.

Die Sichtungen und Wartungen werden übrigens regelmäßig auch von externen Spezialisten durchgeführt – manchmal sogar von den Künstlern selbst.

ERGO: Herr Krebber, wie leben und erleben die Mitarbeiter die Kunst?

Franz-Josef Krebber: Kunst ist in unserem Unternehmen Teil des Arbeitsalltags – sie umgibt die Mitarbeiter auf ganz natürliche Weise. Hinzu kommen Kunstführungen für besonders kunstinteressierte Kollegen, um ihnen die Werke im Haus näherzubringen.

Und dann ist das Archiv, unser Bilderlager, für mich ein ganz wichtiger Ort. Es ist quasi unser Umschlagplatz für die Kunst. Ich nenne es auch gerne unsere Tauschbörse! Denn hierhin kommen die Bilder zurück und von hier werden sie auch wieder ausgegeben.

Dann führe ich natürlich jede Menge Beratungsgespräche mit Kollegen und versuche, das passende Bild für die jeweilige Person oder die jeweilige Bürosituation zu finden. Über das Kunstinteresse lernt man die Menschen oftmals von einer anderen Seite kennen. Es ist manchmal auch ein Türöffner – man findet einen neuen Zugang.

ERGO: Sie haben eine große Leidenschaft für Kunst – welches Kunstwerk aus der ERGO Corporate Collection berührt Sie persönlich am meisten?

Franz-Josef Krebber: Viele Kunstwerke der Sammlung begeistern mich. Zu einem Werk habe ich allerdings eine besondere Beziehung: Es ist von dem bekannten ZERO-Künstler Heinz Mack aus dem Jahr 1974/75 und heißt ganz steif: „Aluminiumrelief“ – allerdings mit dem schönen Titel „Geburt der Venus im Raum“. Ich mag das Bild, weil ich zum einen den Künstler sehr schätze – aber auch, weil es ein Referenzbild für ein Buchprojekt war, das ich begleiten durfte. Dabei haben wir ein eigenes Kunstbuch für die Mitarbeiter aufgelegt. Deshalb ist dieses Bild für mich ein besonderes Bild!

ERGO: Lieber Herr Krebber, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!

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